Verbraucherverarsche: Stickstoff im Reifen
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12.03.2013, 22:01
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24.03.2013 20:14 von the bruce.)
Beitrag #23
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RE: Verbraucherverarsche: Stickstoff im Reifen
Auch Pirelli rät zu ganz normaler Luft:
http://www.pirelli.com/tyre/de/de/car/sh....tab?tab=9 Die Gründe für Stickstoff als Reifenfüllung sind zu aller erst genau zwei: 1. Die Abwesenheit von Sauerstoff. Allerdings nicht bei Landfahrzeugen, sondern bei Flugzeugen, wo die Brandgefahr um ganze Größenordnungen höher ist. Da kommt es regelmäßig vor, dass die Radbremsen "zündeln". Von den dort üblichen Bleedern will ich erst gar nicht reden. Hilfreich ist aber auch ein Blick auf Kapitel in diesem Buch: https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&...8598,d.Yms Und ja, ich hab's nicht nur hier liegen, ich hab's auch gelesen. 2. Reiner Stickstoff enthält naturgegebenermaßen kein Wasser. Dieser Effekt spielt allerdings eher eine untergeordnete Rolle. Nun, dass Wasserdampf ein wesentlich größeres Volumen aufweist weiß jeder, der schon mal einen Schnellkochtopf benutzt hat. Allerdings muss man erst mal eine so hohe Luftfeuchtigkeit haben und so hohe Temperaturen erreichen um in einen Bereich zu kommen, in dem das relevant wird. In Sepang mag das für Vettel und Co eine Rolle spielen, aber hierzulande wohl eher nicht, und wenn, dann nur wenn man seine reifen an extrem schwülen Tagen füllt und sie im Betrieb Temperaturen von mehr als vielleicht 70°erreichen. Komme mir bitte keiner mit den Größen der Moleküle. Das ist Marketinggefasel. Sooo groß sind Stick- stoffmoleküle auch nicht. Die meiste Luft entweicht ohnehin durchs Ventil und wenn das nicht perfekt dicht ist geht da der Stickstoff genauso durch wie O², CO² oder die paar Prozent Edelgase. Dann müsste man schon Schwefelhexafluorid einfüllen. Da sind die Moleküle um Welten größer. Das mit der Diffusion durchs Gummi ist eine Mär, die keiner seriösen Untersuchung standhält. Natürlich kann man subjektiv zu völlig anderen Erfahrungen kommen, aber das hat dann mehr mit Gefühl zu tun als mit belegbaren Fakten. Für die Praxis von uns "Hobbyisten" ist für mich ohnehin etwas ganz anderes relevant: Einmal mit Stickstoff (das Zeug "Reifengas" zu nennen ist übrigens für mich schon Verarsche) befüllen ist ja gut und schön. Aber was macht Otto Normalfahrer dann wenn er mal den Druck prüfen und korrigieren muss? Er hat Angst sein tolles "Reifengas" zu verunreinigen wenn er ordinäre Luft auffüllt. Oft be- kommt er sogar suggeriert er müssen weniger oft prüfen. Dann geht der versprochene "Sicherheits- gewinn" sogar nach hinten los und wird zum gefährlichen Sicherheitsrisiko. Oder soll man etwas zu jedem Prüfen/Korrigieren des Fülldrucks zum Reifenhändler? Mal ehrlich, das macht doch keiner !! In der F1 mag es sinnvoll sein Stickstoff zu nutzen. Da ist es auch praktikabel ein paar Flaschen mit dem Zeug mitzuführen. Es mag auch sein, dass sich das im Rennsport mit Slicks als sinnvoll erweist. Eine völlig andere Baustelle ist aber sowohl der normale Straßenbetrieb. Da wird auch niemand Gas- flaschen mitschleppen. Also, wie ich schon sagte, Stickstoff schadet sicherlich nicht und hat - wenn auch eher theoretische - Vorteile. Man muss aber realistisch bleiben. Auf keinen Fall rechtfertigt Stickstoff die Kontrolle des Fülldrucks zu vernachlässigen. Und ich persönlich sehe auch für den Hobbymotorsportler keine spür- baren Vorteile. Der Anlass darauf einzugehen war ja schließlich, dass Alex unterstellt hatte, sein Luftdruckphänomen liege an der Stickstofffüllung. Das schließe ICH aus. Trotzdem kann meinetwegen jeder Stickstoff einfüllen wenn's schön macht. Ich habe nichts dagegen. Gruß, Holger „Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere Pferde.“ Henry Ford |
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