Wie das richtige Dämpfersetup finden? Grundlagen Fahrwerk und Einstelltipps
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21.02.2012, 17:51
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20.10.2013 01:23 von the bruce.)
Beitrag #1
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Wie das richtige Dämpfersetup finden? Grundlagen Fahrwerk und Einstelltipps
EDIT:
http://www.chassissim.com/blog/chassissi...r-workbook Einfach mal runterladen. Ansonsten ist das hier eine der besten Webseiten zum Thema Dämpfer und Fahrwerke, wenn nicht sogar DIE Beste überhaupt: http://farnorthracing.com/autocross_secrets6.html http://farnorthracing.com/autocross_secrets18.html http://farnorthracing.com/autocross_secrets22.html Da steht auch, welche Dämpfer was taugen und vor allem, welche nicht. Und von mir: Weil ab und zu gefragt wird wie die Dämpfer bei Bilstein B16, Sachs Performance oder Öhlins Road & Track eingestellt werden und ich im Sachs-Thread versprochen hatte zu diesem Thema einen eigenen Thread zu eröffnen will ich das endlich mal tun und stelle hier eine brauchbare Vorgehensweise vor. Es geht NICHT darum einen Rennwagen für Bestzeiten vorzubereiten, sondern lediglich einem einstellbaren Fahrwerk ein ausgewogenes Setup zu verleihen, denn das erreicht man leider kaum, indem man einfach nur auf 'Mitte' dreht. Vorweg ein Tipp für alle, die es genauer wissen wollen: Jungs, wenn ihr unsicher seid wie ihr die Dämpfung einstellen sollt, dann lest mal das Buch "Fahrdynamik in Perfektion" von Wolfgang Weber. Das beschreibt das gesamte Fahrwerks- thema am besten und vor allem von allen Fachbüchern für den Laien am verständlichsten. WW geht auch ausführlich auf getrennt in Zug und Druck einstellbare Fahrwerke ein. Das tue ich hier vorerst nicht, sondern ich beschränke mich vorerst auf kombiniert in Zug- und Druckstufe einstellbare Gewindefahrwerke wie das Bilstein B16 PSS10 und das Sachs Performance sowie das Öhlins Road & Track. Für mich war der Punkt, dass mittlerweile in der Dämpfkraft einstellbare Fahrwerke wie das Bilstein B16, KW Variante 2 und 3, Sachs Performance oder auch das exklusivere Öhlins Road & Track eine gewisse Verbreitung finden. Insbesondere KW und Bilstein sind schon lange keine Nischenprodukte mehr. Gleichzeitig ist aber die Verwirrung bei der überwiegenden Mehrheit der Besitzer dieser Fahr- werke sehr groß, wie man ja auch in diesem Forum öfter liest. Dabei ist es gar keine Frage, dass nicht jeder das "Optimum" (was auch immer das ist) rausholen wird. Wer das will muss sich entweder ein paar Jahre mit der Materie beschäftigen oder zu Raeder Motorsport, Wolfgang Weber oder Horst Boes etc. gehen. Trotzdem ist es immer noch weitaus besser sich ein wenig mit dem Dämpfer-Setup zu beschäfti- gen und sich dabei vielleicht von erfahreneren Usern helfen zu lassen als einfach nur pauschal rundum auf die Mitte bei "5 Klicks" (Bilstein) bzw. "10 Klicks" (Sachs) zu stellen wie es bisher nach meiner Erfahrung die Allermeisten tun. Das ist meist ein Fehler, siehe Punkt 7.. Wie geht es rein technisch/handwerklich? Halb so schlimm wenn man es mal gemacht hat, jedenfalls bei Sachs, Bilstein und Öhlins. Man braucht kein Werkzeug und kommt ganz ohne Hebebühne und Wagenheber an die großen Einstellknöpfe. Man sie ertasten wenn man erst mal halbwegs weiß wo sie sitzen. Noch besser, ihr guckt euch das einmal im angehobenen Zustand an, dann wisst ihr hin fassen müsst. Bilder sagen bekanntlich mehr als 1000 Worte: Bilstein B16 vorne: Bilstein B16 hinten: Bei Sachs ist es genauso, nur dass die Knöpfe rot statt blau sind: Öhlins (hier für den M3): Wenn ihr Rechtshänder seid, dann schlagt die Lenkung ganz nach rechts ein. So kommt ihr gut an die Einstellrädchen an der VA. Linkshänder dürfen jetzt raten was sie am besten tun sollten. Es empfiehlt sich lediglich eine saubere Unterlage auf den Boden legen oder eine alte Jacke anzuziehen, zumindest hinten muss man sich flach legen, vorne geht es bei eingeschlagener Lenkung auch auf den Knien. Also, wie geht man nun konkret am besten vor? 1. vorweg: stellt die Dämpfer nicht zu hart ein, sonst wird es a) unnötig unangenehm und b) leidet der Bodenkontakt auf schlechten Straßen. Es sollte auch klar sein, dass ihr das Gewinde nicht zu tief gedreht haben solltet damit noch genug Federweg bleibt. Denn ohne Federweg kein federn, das sollte logisch sein. Haltet euch exakt an die Herstelleranleitung und dreht weder tiefer, noch höher als erlaubt (beides ist gefährlich). Siehe Zitat ganz unten. 2. eigentlich gibt es für die vorhandenen Federn nur eine passende Dämpferabstimmung und die ist sowohl für den Komfort als auch die Fahreigenschaften das Optimum. Es gibt da vielleicht eine Bandbreite von +-20 %, was man als Geschmackssache bezeichnen kann, aber darüber und darunter wird es eben suboptimal (überdämpft oder unterdämpft). Dieses Diagramm zeigt das ganz gut: Links Nachschwinger, also Dämpfer zu schwach. In der Mitte überdämpft, Dämpfung zu hart und das Rad kann kaum ein- und ausfedern. Rechts sieht man wie es sein soll. 3. für die Einstellung der Balance zwischen Vorder- und Hinterachse sucht euch unbedingt eine passende Teststrecke. Das kann eine (leere) Landstraße mit ausgeprägten langhubigen Bodenwellen oder eine Autobahn sein. Evtl. ist auch ein Bahnübergang ok, der sich flott, aber gefahrlos überfahren lässt. Hierbei kann man feststellen ob beide Achsen ''parallel' durchfedern. Durchfedern klappt na- türlich nur wenn ihr nicht auf Anschlag hart gedreht habt, weil sonst gar nichts mehr federt, siehe oben. Also tastet euch von unten heran, von der weicheren Einstellung her. 4. Ein-Klick-Schritte sind nicht immer leicht nachvollziehbar (besonders bei Dämpfern mit 20 und mehr Stufen, bspw. Sachs). Geht deshalb zunächst in Schritten von zwei oder drei Klicks vor. Erst wenn ihr nahe am Optimum seid sollte man in Ein-Klick-Stufen feinjustieren. 5. spätestens wenn ihr vier oder fünf mal nachgestellt habt habt ihr die Übersicht verloren - jede Wette !! Ratet mal woher ich das weiß . . . Also macht euch Notizen, schreibt euch von Anfang an auf was ihr wo einstellt. Dann habt ihr immer den nötigen Überblick und geratet auch nicht in Gefahr immer härter und härter zu stellen. 6. gewöhnt euch die Denkweise in "-" (Minus) an. "0" ist ganz "zu", also ganz hart (nach rechts, also im Uhrzeigersinn). Dann (nach links) wird aufgedreht wie bei einem Wasserhahn und damit immer weicher, bis "-10" (bei Bilstein) oder "-20" (bei Sachs). Das hat gute Gründe. Die meisten einstellbaren Dämpfer besitzen nur bei "ganz zu", also "0" einen mechanischen Anschlag. Dann dürfen sie maximal die 10 bzw. 20 Klicks weicher gestellt werden und niemals weiter !! 7. Die Dämpfereinstellung muss nicht zwingend vo + hi gleich sein. Das liegt auch daran, dass die Fahrwerke ja für verschiedenste Modelle verwendet werden, siehe Gutachten. Oft werden auch für unterschiedliche Modelle zwar andere Federn verwendet, aber die gleichen Dämpfer. Ein Passat Variant TDI ist bspw. deutlich schwerer als ein Scirocco 1.4 TSI. 8. Deshalb stellt die Balance auf einer geeigneten Teststrecke nach eurem ''Popometer'' ein, dann passt es. Ein ausgewogenes Federungsverhalten ist so gut wie immer auch fahrdynamisch ideal. Eine heftige Bodenwelle sollte keinen bis maximal einen Nachschwinger produzieren, auf keinen Fall mehr. Sonst wird es auch schaukelig. Verlasst euch ruhig etwas auf euer Gefühl. Und siehe auch Punkt 2. Denkt nur daran, dreht nicht zu hart: So weich wie möglich, so hart wie nötig !! :!: Ich kann das für das KW V3 mit getrennter Einstellung von Zug und Druck ergänzen wenn daran Interesse bestehen sollte. Spätestens dafür lohnt es sich aber o.g. Buch zu erwerben. Wer sich ein Fahrwerk für 1500,-- € kauft, der wird auch noch 25,-- € für saugutes ein Buch haben. Ansonsten bin ich für Ratschläge gerne zu haben und wer Fragen hat, der fragt. Danke für eure Aufmerksamkeit. :thumbup: Noch ein Lesetipp für sportliche Fahrer: http://farnorthracing.com/autocross_secrets6.html ps: Übrigens, anderes Thema, aber auch wichtig - das hier gilt für ALLE Gewindefahrwerke: the bruce,'index.php?page=Thread&postID=918419#post918419 schrieb:Ich muss aus gegebenem Anlass (noch) mal was loswerden, auch wenn ich es mglw. schon mal gesagt habe: Warum man ein Gewinde nicht tiefer oder höher einstellen darf als es vom Hersteller vorgegeben ist: Warum man nicht tiefer drehen darf sollte klar sein. Der Einfederweg wird dramatisch reduziert. Wenn statt wie bei Serie 110 mm nur noch 20 mm zur Verfügung stehen, dann kann einfach nichts mehr federn. Da hilft auch das beste Fahrwerk nichts. Aber auch beim höher drehen gibt es Grenzen. Höher als vom Hersteller in Anleitung und Gutachten erlaubt sollte man ein Gewinde niemals drehen. Die beiden Gründe: - irgendwann gehen die Federn auf Block (noch bevor die PU-Begrenzer wirksam werden) - der Ausfederweg wird geringer Letzteres ist noch vglw. harmlos. Man hebt halt öfter mal ab und hat Traktionsverluste. Der Gesamtfederweg bleibt ja immer der Gleiche. Man ändert durch das Drehen am Feder- teller ja nur den Anteil von Einfeder- zu Ausfederweg. Was man ein Einfederweg gewinnt, das fehlt dann eben an Ausfederweg (exotische Lösungen á la D2, K-Sport, ISR mal außen vor - die haben andere Nachteile). Viel Schlimmer ist es aber, wenn die Feder metallisch hart auf Block geht, noch bevor der übliche PU-Schaum-Anschlag das "weich" auffangen kann. Dann sind Schäden an Dämpfer, Achsteilen oder womöglich sogar Karosserie vorprogrammiert. Passiert das in einer mit Tempo genommenen Kurve, dann wird auch der Reifen gequetscht, verliert seinen Grip und man erlebt einen Abflug. Also ganz und gar nicht harmlos. Grundsätzliches: http://www.a3-freunde.de/wiki/FAQFahrwerk http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&e...4254,d.d2k http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&e...4254,d.d2k Gruß, Holger „Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere Pferde.“ Henry Ford |
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